Ist das Epstein-Barr-Virus Auslöser von Multipler Sklerose?

Schon länger vermutet die Wissenschaft einen Zusammenhang zwischen dem Epstein-Barr-Virus und der Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose (MS). Eine neue Studie, in der Millionen Blutproben untersucht wurden, bestärkt den Verdacht.

 

90 bis 95 Prozent aller Menschen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit dem Epstein-Barr-Virus, das auch das Pfeiffersche Drüsenfieber auslöst. Wie alle Herpes-Viren verbleibt es ein Leben lang im Körper. US-amerikanische Forscherinnen und Forscher untersuchten für die Studie 20 Jahre lang die Blutproben von zehn Millionen jungen Militärangestellten auf das Epstein-Barr-Virus und bei rund 800 von ihnen wurde im Laufe ihres Berufslebens Multiple Sklerose diagnostiziert. Bis auf eine Person trugen am Ende alle das Epstein-Barr-Virus mit sich. Zu Beginn der Studie waren 35 Personen noch negativ gewesen.

 

Wie die Studie zeigt, führt eine Ansteckung mit dem Epstein-Barr-Virus nicht zwangsläufig zu einer MS-Erkrankung. Die Wissenschaft geht davon aus, dass hier auch andere Faktoren – etwa genetische Vorbelastung, ein niedriger Vitamin-D-Spiegel, Rauchen, Fettleibigkeit, ein gestörter Tag-Nacht-Rhythmus sowie bestimmte Darmbakterien – eine Rolle spielen. Trotz des aussagekräftigen Ergebnisses der Studie bleibt offen, warum nur einige Menschen an MS erkranken, obwohl sich die meisten schon in jungen Jahren mit dem Epstein-Barr-Virus infizieren.

 

Für die medikamentöse Therapie von MS sind die Ergebnisse der Studie noch nicht unmittelbar relevant. Pharmafirmen forschen jedoch bereits an einer Impfung gegen das Epstein-Barr-Virus, das zumindest einen symptomatischen Verlauf der Erkrankung und damit das Pfeiffersche Drüsenfieber verhindern soll.

 

Im Klinikum Bad Hall werden jährlich durchschnittlich 600 Patientinnen und Patienten mit neurologischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose, Schlaganfall oder Morbus Parkinson betreut.

 

Mehr Infos auf https://science.orf.at/stories/3210910/.


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Magazin rehaZEIT (Ausgabe 2022)